Concilium 2020-3. Política, teología y sentido del poder

Concilium 2020-3. Política, teología y sentido del poder

Editado por: Michelle Becka, Bernarderth Caero Bustillos y João Vila-Chã


Las traducciones completas de esta edición están disponibles en los siguientes idiomas:
English: Politics, Theology and the Meaning of Power
Español: Política, Teología y Poder
Deutsch: Politik, Theologie und Frage der Macht
Italiano: Politica, teologia e senso del potere
Português: Política, teologia e sentido do poder


Editorial

Die politische Dimension des Glaubens bedeutet nichts anderes als die Antwort der Kirche auf die wirkliche politische Herausforderung der Welt, in der sie existiert (Oscar Romero, Predigt vom 02.02.80). 

Aber wie nimmt man die Herausforderung(en) wahr, und was sind die Antworten? In Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils versuchten Theologinnen und Theologen an verschiedenen Orten, so auch in dieser Zeitschrift,  die Idee einer Theologie im sozialen Kontext der jeweiligen Zeit zu verfolgen.[1] Sowohl die Privatisierung der Religion als auch ihre reaktionäre Politisierung innerhalb bestehender politischer Ordnungen widerspricht nach Metz der christlichen Botschaft. Vielmehr soll mit kritischer Vernunft immer wieder ausgelotet werden, wie «die eschatologische Botschaft des Christentums unter den Bedingungen einer strukturell veränderten Öffentlichkeit formuliert werden muss».[2] Theologie ist in der Gesellschaft verortet und enthält ein gesellschaftskritisches Potential. Dieser Anspruch muss auch heute noch in sich verändernden Öffentlichkeiten aufrechterhalten, aktualisiert und problematisiert werden. Dazu leistet dieses Heft einen Beitrag.

Darf Theologie politisch sein – oder verliert sie damit jeden Objektivitätsanspruch und letztlich ihren wissenschaftlichen Charakter? Kann Theologie unpolitisch sein – oder ist nicht jede Option und Positionierung, die notwendigerweise vorgenommen wird, bereits politisch?  Diese und andere Fragen, die ohnehin kaum eindeutig zu beantworten sind, stellen sich in verschiedenen regionalen Kontexten auf sehr unterschiedliche Weise: Politische Systeme, aber auch das jeweilige Selbstverständnis von Theologie – verankert in staatlichen oder kirchlichen Institutionen – bestimmen das Verhältnis von Theologie und Politik und produzieren unterschiedliche Machtvorstellungen. Die politischen Aspekte der Theologie und die Rolle der Theologie in der Politik sind vielfältig und oft ambivalent. Das Heft trägt daher sehr unterschiedliche Perspektiven und Kontexte – politisch, regional, konfessionell und aus verschiedenen theologischen Fächern – zusammen. Sie stehen nebeneinander. Dass dadurch auch Spannungen entstehen, ist durchaus beabsichtigt. 

Im Zentrum steht das Verhältnis von Theologie und Politik – und die Frage nach der Rolle der Macht. Die Frage ist nicht neu, und doch: Angesichts aktueller politischer Entwicklungen weltweit ist das Nachdenken über dieses Thema dringend notwendig. So erweisen sich etwa das Wiederaufleben autoritärer Regime, die Infragestellung des Systems in bestehenden Demokratien und die Instrumentalisierung von Religion als große Herausforderungen. 

Die Kirche war immer schon mit der Frage konfrontiert, wie sie sich zur Staatsmacht verhält – oft genug suchte sie ihre Nähe, um selbst an der Macht teilzuhaben. Welche Rolle spielte und spielt dabei die Theologie? Sie kann versuchen, das Machtstreben bestimmter Parteien oder Regime zu legitimieren oder eine kritische Position zur säkularen Macht einzunehmen und gegen diese zu protestieren. Nach welchen Kriterien geschieht dies, und lassen sich unzulässige Entgegensetzung und damit die Konstruktion neuer Feindbilder vermeiden? In vielen der hier versammelten Beiträge stellt sich die Macht der Theologie – aber auch des Glaubens und der Kirche – als „anders“ dar als die herrschende Macht. Es wird auf unterschiedliche Weisen reflektiert, worin diese Andersheit besteht und wie verhindert werden kann, dass sie selbst unkontrolliert und gewaltvoll wird.

Einige Beiträge reflektieren den Bereich des Politischen, der über die institutionalisierte Politik hinausgeht: Bei der Gestaltung der Gesellschaft sind Christinnen und Christen – ob sie sich explizit als solche identifizieren oder nicht – zentrale Akteure. Als Teil der Zivilgesellschaft beteiligen sie sich zum Beispiel an politischen Bewegungen. Sie gestalten politische Macht; und es ist Aufgabe der Theologie, diese Praxis (als Glaubenspraxis und als politische Praxis) zu erfassen und zu reflektieren. Die sehr unterschiedlichen Beiträge dieses Heftes stimmen in der Annahme überein, dass diese politische Praxis, die aus dem Glauben resultiert, eine befreiende Praxis sein muss, die das Leiden der am meisten Benachteiligten nicht nur sieht und berücksichtigt, sondern die Verminderung von Leid und den Einsatz für mehr Gerechtigkeit zum Gegenstand hat.

Die theologische Reflexion von Macht und die Bestimmung des Verhältnisses von Theologie und Politik sind nicht von der kirchlichen Machtausübung zu trennen. Die Kirche steht nicht außerhalb der Gesellschaft, sie ist vielmehr Teil der Zivilgesellschaft und damit des Politischen. Gerade angesichts des Machtmissbrauchs innerhalb der Kirche muss immer wieder die Frage gestellt werden, wie Kirche Macht ausübt und ob und welche Formen der Reflexion und Kontrolle es gibt. Auch diese Frage ist daher Gegenstand der Erörterung in den Beiträgen.

Zum Auftakt fragt John Caputo nach der Art der Herrschaft des Reiches Gottes. Er identifiziert mit Paulus gegen Paulus die Macht Gottes als eine, die nicht nur größer ist als jede menschliche Macht, sondern zugleich eine gewaltfreie Kraft ist. Daraus resultiert der Ruf nach einer Herrschaft ohne Gewalt – als Imperativ für Christinnen und Christen.

João J. Vila-Chã erläutert die Artikulation von Autorität und Macht als konstitutive Elemente der menschlichen Existenz. Er hebt den relationalen Charakter von Autorität und Macht hervor und zeigt, dass beide begrenzt werden müssen, damit sie nicht missbraucht werden, sondern erlösend sein können. Während dies in der politischen Gesellschaft durch die konsequente Achtung der Verfassung und der Rechtsstaatlichkeit geschieht, bleibt es in der Kirche untrennbar mit dem persönlichen und treuen Gehorsam gegenüber dem fleischgewordenen Wort Gottes verbunden.

Im ersten der beiden folgenden neutestamentlichen Beiträge widmen sich Ivoni Richter Reimer und Haroldo Reimer dem Begriff der Macht in neutestamentlichen Texten. In diesen kommen verschiedene Vorstellungen von Macht und Herrschaft zum Ausdruck, häufig handelt es sich jedoch Konzepte der Gegenmacht.

Das gilt auch für die Reich Gottes Vorstellung, die einen relationalen Machtbegriff impliziert. Diese Macht ist mit dem Dienen verknüpft und stellt dadurch herkömmliche Vorstellungen auf den Kopf. Der Beitrag erläutert, wie dieses Dienen in den neutestamentlichen Texten aussieht und zieht Schlussfolgerungen für eine befreiende Vorstellung von Herrschaft und Macht in der frühen Kirche.

Maria Arul Raja zeichnet Jesu Verständnis von Macht und Autorität nach, wie es in seiner Haltung und seinem Handeln zum Ausdruck kommt. Kennzeichnende Kriterien für diesen Machtbegriff sind Schutz und Förderung des Lebens, um systemischer Gewalt entgegenzutreten.  Daraus resultieren eine Ethik des Egalitarismus, eine Ästhetik der Solidarität und eine Ermächtigung zur Vermenschlichung als zentrale Aspekte des Machtdiskurses.

Judith Hahn fragt anschließend nach der Macht im Kirchenrecht. Sie erläutert die Macht des Rechts, weil das Recht eine zentrale sozialkonstitutive Bedeutung hat. Und sie erläutert das Recht der Macht, weil es um die Erzeugung von Autorität geht. Die zentrale Frage lautet, wie nun diese Macht begrenzt wird. Es ist wiederum das Recht, das in der Moderne die Macht begrenzt. Genau hier stellen sich aktuell mit Blick auf das Kirchenrecht jedoch einige Fragen. Diese erläutert der Beitrag und zeigt blinde Flecken auf.

Hille Hakers Beitrag verknüpft einen Zugang politischer Theologie mit einer kritischen politischen Ethik. Solidarität mit den Leidenden ist darin sowohl moralisches Urteilskriterium als auch handlungsleitend für Christen im persönlichen und politischen Bereich. Vier unterschiedliche Dimensionen von Freiheit, so fährt sie fort, sind zu beachten und zu gewähren, damit Befreiung aus Leid und Unterdrückung nicht selbst Unrecht hervorbringt. Auf dieser Grundlage entwirft sie eine theologische Ethik als kritische politische Ethik, die auf Erfahrungen hört und konstruktiv und kreativ ist.

Ansgar Kreutzer fokussiert die ab den 1960er-Jahren in Deutschland verbreitete Praxis des Politischen Nachtgebets. Er richtet sein Augenmerk auf die darin hergestellte Verbindung von thematischer Auseinandersetzung mit politischen Fragen einerseits und christlichen Symbolpraktiken in einem liturgischen Rahmen andererseits. Er weist im Rückgriff auf sozialwissenschaftliche Öffentlichkeitskonzepte auf die Bedeutung nicht nur diskursiver, sondern auch performativer Elemente für die politische Öffentlichkeit hin, an die auch ein sich als politisch-öffentliche Religion verstehendes Christentum anschließen kann.

Francisco de Aquino Júnior widmet sich der befreienden Kraft der Theologie aus einer brasilianischen Perspektive. Die Verbindung mit einem befreienden Glauben (Glaube und Befreiung), macht die Theologie selbst zu einer Kraft der Befreiung.  Auf diese Weise wird gleichzeitig die intellektuelle Spezifik der Theologie und ihr Charakter als Glaubensmoment bekräftigt.

Tanya van Wyk reflektiert das Verhältnis von Herrschaft, Macht und Theologie aus Genderperspektive, weil politische Theologien notwendig kontextuelle Theologien sind – und damit auch bestimmt durch die Geschlechtsidentität. Machtausübung zeigt sich auch in Gewalt gegen Frauen. Gleichzeitig gibt es Protestbewegungen gegen diese Gewalt. Wyk reflektiert diese und fragt, inwiefern sie Machtstrukturen verändern, an denen Frauen oft kaum beteiligt sind. Politische Theologie soll in diesem Zusammenhang zur Bewusstseinsbildung beitragen, Praktiken der Entmenschlichung anklagen und einen alternativen Machtbegriff prägen.

Die besondere politische Situation auf den Philippinen bestimmt die Perspektive von José Mário Francisco auf Macht und Widerstand. Katholiken waren hier in beiden politischen Lagern zu finden, entweder in Verbindung mit oder im Widerstand gegen das herrschende Establishment. Die kritische Analyse dieses Aufsatzes geht über die binären Beziehungen hinaus und liefert eine dichte Beschreibung der Dynamiken, die die symbolischen, institutionellen und verbündeten Mächte des philippinischen Katholizismus betreffen. Volksreligiösität und politisches Engagement kommen zusammen und führen zu vielfältigen theologischen Erkenntnissen, die der Autor erläutert.

Aus der Perspektive der Black Theology rückt LaReine-Marie Mosely die Unterdrückten ins Zentrum. Sie fragt danach, wie Kirche sich zu den Unterdrückten verhält und konkretisiert dies in der Auseinandersetzung mit zwei bischöflichen Versammlungen – einer vor ca. 150 Jahren und einer im Jahr 2019. Dabei stellt sich die Frage, wer als in besonderer Weise unterdrückt und verletzbar benannt und damit anerkannt wird. Und sie attestiert den Bischöfen verpasste Gelegenheiten, weil eben nicht vielfach unterdrückte Personengruppen beim Namen genannt werden. Demgegenüber fordert die Autorin eine synodale Kirche, die Unrecht und Exklusion beim Namen nennt – auf kreative und verantwortliche Weise.

Im Theologischen Forum greift Norbert Mette die aktuelle Frage nach der Synodalität der Kirche auf. Im historischen Rückblick rekurriert er auf Synoden bzw. Versammlungen mit synodalem Charakter der katholischen Kirche in Mitteleuropa in den 1960er und 70er Jahren. Deren gemeinsames Anliegen war, ausgehend von den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils die Verantwortung des ganzen Gottesvolkes für die Sendung der Kirche ernstzunehmen und Orientierungen und Wegmarken für eine zukunftsfähige Erneuerung des kirchlichen Lebens vor Ort zu finden. Der Beitrag erläutert, welche Wege dabei gewählt und welche Ergebnisse erzielt wurden.Aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen und Regionen wird in diesem Heft das Verhältnis von Macht, Herrschaft und Theologie reflektiert. Fragen werden aufgeworfen, Probleme aufgezeigt, Herausforderungen identifiziert. Für die Weiterbearbeitung sind Konkretisierungen und Vertiefungen nötig, die an unterschiedlichen Orten verschieden auszusehen haben. Zu diesen theologischen Reflexionen möchte das Heft ermuntern und einladen.


[1] Vgl. Metz, Johann Baptist, Das Problem einer „politischen Theologie“ und die Bestimmung der Kirche als Institution gesellschaftskritischer Freiheit, in: Concilium 4/1968, 403-411.

[2] Ebd.


Índice de contenidos

Editorial

1. Consideración general

John D. Caputo: The Subjunctive Power of God

Joaõ J. Vila-Chã: The Inter-Action of Power and Authority: The Force of the Symbol and the Strengthening of Reality

2. Fundamentos bíblicos y sistemáticos

Ivoni Richter Reimer – Haroldo Reimer: Poder como serviço: Uma leitura crítica sobre o poder a partir do Novo Testamento

A. Maria Arul Raja:  Empowerment of the Disempowered: Some Glimpses into Jesus’ Life and Mission 

Judith Hahn: Macht des Rechts – Recht der Macht. Zur Bedeutung des Kirchenrechts in kirchlichen Machtfragen

Hille Haker: From the New Political Theology to Critical  Political Ethics

Ansgar Kreutzer:  Diskursiv, sozioökonomisch sensibel und performativ. Präsenzformen eines politisch-öffentlichen Christentums

3. Concreciones

Francisco de Aquino Júnior: Teologia e o poder da libertação

Tanya van Wyk: Protesting patriarchal power: The task of political theology in creating solidarity and sustaining activism

José Mário C. Francisco: Power Dynamics Beyond Collusion and Resistance: “The Catholic Philippines” as Privileged Locus

LaReine-Marie Mosely: Passion Consistent With the Depth of the Wounds of the Oppressed

Foro teológico

Norbert Mette: Synodalität – praktisch


Resúmenes

John D. Caputo The subjunctive Power of God : In what sense does the basileia tou theou rule or have power? In Christianity, Jesus is the icon of the invisible God. In Jesus, whose life is marked by compassion and forgiveness, we have an intuition of the divine order, but one in which, unlike the deities of Greece and Rome, he does not crush his enemies but is defeated by them. In 1 Cor 1, Paul captures this: the weakness of God is stronger than human strength. Stronger in what sense? Paul’s answer in 1 Cor 2 is divine violence, apocalyptic power. I argue that 1 Cor 2 compromises 1 Cor 1. The true power of God lies in the unconditional call for a kingdom without force, even celestial force, where the kingdom means what the world would look like if God ruled. The true power of God is subjunctive, and it is up to us to make that kingdom come true.

João J. Vila-ChãThe Inter-Action of Power and Authority: The Force of the Symbol and the Strengthening of Reality : This paper aims at an articulation of authority and power as elements that are constitutive of the human condition. The question of power and authority is social and political, but also intrinsically theological. Therefore, the paper underlines the relational nature of both authority and power, analysis the dangers associated with its degradation, affirms its redeemability and, consequently, its inevitability for both Church and State. Our ultimate goal, however, is to assert how in order to be salvific, power and authority have to be limited, that is, structurally contained. While in the political society this happens in terms of a deep regard for the Constitution and the consequent Rule of Law, in the Church it remains inseparable from personal and faithful obedience to the incarnated Word of God.

Ivoni Richter Reimer / Haroldo ReimerPoder como serviço: Uma leitura crítica sobre o poder a partir do Novo Testamento : Poder é entendido como um conjunto de relações de poder. Busca-se destacar que dentro da tessitura destas relações no império romano no século I, os textos do Novo Testamento apresentam majoritariamente a perspectiva de um contrapoder ou heterotopia. Isto é expresso por meio do conceito e da vivência do Reino de Deus. Num conjunto de textos que pressupõem e analisam criticamente o poder dominante, o exercício do poder é apresentado como diaconia, especialmente em relação às pessoas mais vulneráveis. Jesus é o modelo para este poder-serviço, que empodera mulheres e homens em ekklēsíai no seguimento em fidelidade a este Senhor.

A. Maria Arul RajaEmpowerment of the Disempowered: Some Glimpses into Jesus’ Life and Mission : The power accumulation by the socio-cultural hegemony of the ruling elite is to be encountered with valiant defiance through getting awakened to the God-given dignity in solidarity with other victims. The inner powers of the religio-cultural assertion of disempowered are to be consolidated through appropriate identification and interpretation of the symbols like the ‘Reign of God’ and the Cross. The uncompromising criterion of protecting and promoting life has to encounter the systemic politico-cultural violence. The ethics of egalitarianism, the aesthetics of solidarity and empowerment with humanization seem to constitute the core of the power discourse of the life and mission of Jesus.

Judith HahnMacht des Rechts – Recht der Macht. Zur Bedeutung des Kirchenrechts in kirchlichen Machtfragen : Wie in jeder Rechtsordnung spielt Macht im Kirchenrecht eine wesentliche Rolle, in zweifacher Hinsicht. Die Macht des Rechts verweist auf die zentrale konstruktiv-sozialgestalterische Bedeutung des Rechts. Als Recht der Macht präsentieren sich Normen, die innerhalb einer Rechtsgemeinschaft Autorität erzeugen und Kompetenzen zuweisen. Die so erzeugte (Voll)Macht freilich bedarf der Legitimation, will sie in der Rechtsgemeinschaft Anerkennung finden. Dies wiederum gelingt in der Moderne zuvörderst über das Recht: Macht gilt als legitim, wenn sie durch Recht begrenzt wird. Dass diese Herrschaft des Rechts in der Kirche durchbrochen ist, bringt das Kirchenrecht unter Legitimitätsgesichtspunkten gegenwärtig in Bedrängnis.

Hille HakerFrom the New Political Theology to Critical  Political Ethics : Building upon the tradition of the New Political Theology and liberation, decolonial, and feminist theology, this article explores the consequences of a decolonial epistemology of theology for ethical theory. It introduces a critical political ethics that concurs with critical, poststructural, and decolonial theory that knowledge and ethics is necessarily situated while standing firm in their ethical orientation towards liberation from injustice. In all these approaches, the question of freedom is of central importance for the development of political ethics, and political theology as well as critical theory raise the question of authority. Rather than presupposing the liberal concept of autonomy or Kant’s moral freedom, critical political ethics distinguishes between four dimensions of freedom, namely transcendental, existential, social, and political freedom. For ethics, the realignment of political theory and practice means that solidarity with the suffering individual and/or group is not only the criterion of moral judgment but also a priority of action. Additionally, however, critical political ethics situates theological ethics in the tradition of witnesses of faith that serve as reference for a creative reimagination of moral and political practices.

Ansgar KreutzerDiskursiv, sozioökonomisch sensibel und performativ. Präsenzformen eines politisch-öffentlichen Christentums : In den 1960er-Jahren wurde nicht nur die neue Politische Theologie geprägt. Es entstand zugleich die liturgische Form des Politischen Nachtgebets, die mit dem Namen der bekannten protestantischen Theologin Dorothee Sölle (1929–2003) verbunden ist.  Der Aufsatz richtet sein Augenmerk auf die hier hergestellte Verbindung von thematischer Auseinandersetzung mit politischen Fragen einerseits und christlichen Symbolpraktiken in einem liturgischen Rahmen andererseits. Er weist im Rückgriff auf sozialwissenschaftliche Öffentlichkeitskonzepte auf die Bedeutung nicht nur diskursiver, sondern auch performativer Elemente (wie Rituale, Inszenierungen, Symbole) für die politische Öffentlichkeit hin, an die auch ein sich als politisch-öffentliche Religion verstehendes Christentum anschließen kann.

Francisco de Aquino JúniorTeologia e o poder da libertação : Enquanto intellectus fidei, a teologia se constitui como intelecção de uma fé que consiste em participação e colaboração no desígnio salvífico-libertador de Deus para a humanidade e como serviço intelectual crítico-criativo a seu dinamismo histórico. É essa ligação visceral com uma fé libertadora (fé e libertação) que faz da teologia um poder de libertação que conecta com os mais diversos poderes/dinamismos históricos de libertação (teologia e libertação). Desta forma, afirma-se simultaneamente a especificidade intelectual da teologia e seu caráter de momento da fé.

Tanya van WykProtesting patriarchal power: The task of political theology in creating solidarity and sustaining activism : There is a global increase in protest movements focussed on the lives of women.  These include protests against a lack of representation, protests about the pay-gap and very prominent protests against gender-based violence and sexual harassment. Some of these protest movements go as far back as 25 years, including awareness campaigns about gender-based violence and empowerment of women organised by the United Nations and the World Council of Churches. Yet, change is slow and often not forthcoming and there is an increase in gender-based violence.  The common denominator is entrenched power. The essay explores the way in which political theology reacts to power and how it can contribute to concerted activism, which is needed to make a lasting change. It is suggested that political theology could be helpful to shift from oppressive power to a collective resistance.

Jose Mario C. FranciscoPower Dynamics Beyond Collusion and Resistance: “The Catholic Philippines” as Privileged Locus : Filipino Catholicism’s social engagement offers a privileged locus for the critical analysis of power dynamics. This engagement has been forged within changing political contexts, including nearly 450 years of colonization, first Spanish and then American, and, since the end of World War II, formal democracy dominated by oligarchy and authoritarian leaders. Catholic groups and individuals among clerics, religious and laity have been often on both sides of political divides, either in collusion with or resistance against the ruling establishment. This essay’s critical analysis transcends the collusion-resistance binary relations and provides a thick description of dynamics involving Filipino Catholicism’s symbolic, institutional and allied powers. Born out of the interaction between Spanish Catholicism and native culture, the symbolic consists of the network of stories related to Christ’s life, revered images and sacred rituals that frame individual and social experience outside of church control. The institutional resides in juridical entities of dioceses and parishes, ministries of religious communities, and church-affiliated lay groups. Often allied with other social actors, the interaction of these powers accounts for the differing forms of Catholicism’s social engagement. In the end, three theological insights emerge from this analysis. First, the power dynamics behind social engagement is inclusive and diverse. Second, it underscores the historical yet eschatological nature of engagement. Third, discerning social engagement by all the faithful calls for a multidirectional interplay between the symbolic and the institutional in their specific historical mediations.

LaReine-Marie MoselyPassion Consistent With the Depth of the Wounds of the Oppressed : This essay affirms black theology as a survival theology that speaks with passion that is commensurate with the suffering of the oppressed. By juxtaposing two ecclesial meetings in the U.S., one in 1866 and one in 2019, the author describes inattention to the lives of former bondspersons and those of poor and disenfranchised African Americans in Baltimore. Finally, through the lens of synodality, opportunities to journey with unlikely travelers open up and provide the space for the sharing of painful stories so that empathy welcomes truth-telling and all choose to continue the dialogue in truth.

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