Felix Prinz zu Löwenstein
« Die Globale Ernährung und Laudato Si »
Concilium 2018-5. Ökologie und Theologie der Natur
Concilium 2018-5. Ecology and Theology
Concilium 2018-5. Ecología y teología de la naturaleza
Concilium 2018-5. Écologie et théologie de la nature
Concilium 2018-5. Ecologia e teologia della natura
Concilium 2018-5.
Linda Hogan, João Vila-Chã, Agbonkhianmeghe Orobator
Wenn wir im Vater Unser um die Erfüllung unserer täglichen, unmittelbaren und sehr konkreten Bedürfnisse bitten, dann steht das Brot zwar stellvertretend für vieles andere. Aber es steht auch deshalb da, weil es kein zentraleres Bedürfnis als die tägliche Nahrung gibt. Weil wir im Überfluss leben, steht uns das nicht so richtig vor Augen. Jedem achten Menschen auf der Erde aber geht es anders: Für ihn gibt es keine dringendere Sorge, als die um das tägliche Brot. Papst Franziskus hat dieses Thema in den Mittelpunkt seiner Enzyklika „laudato si“ gestellt.
Er wählt schon im Untertitel ein sehr plastisches Bild für den Planeten, auf dem wir leben. Er nennt ihn „Unser Gemeinsames Haus“. Und er weist dieses Haus als Lebensstätte für alle Menschen – und mehr noch: für alle Lebewesen – aus, in dem alle das gleiche Recht haben, gut leben zu können. (Nr.23). Ganz zentral geht es dem Papst um die wichtigste aller Voraussetzungen, gut zu leben: um die Nahrung.
Aus diesem Grund hätte er eigentlich eine weltweite Intensivierung unseres so hoch produktiven Modells der industrialisierten Landwirtschaft fordern müssen. Stattdessen greift er immer wieder zu eindringlichen Formulierungen. Da ist vom „Stöhnen der Schwester Erde“ die Rede, „das sich dem Stöhnen der Verlassenen der Welt anschließt, mit einer Klage, die von uns einen Kurswechsel verlangt“. Und, gleich anschließend wird konstatiert: „Niemals haben wir unser gemeinsames Haus so schlecht behandelt und verletzt, wie in den beiden letzten Jahrhunderten“. (Nr. 53). Das gesamte 1. Kapitel ist dieser Zustandsbeschreibung der Erde gewidmet und spricht von dem, was „Unserem Haus wiederfährt“ (Nr. 17 bis 61).
Manche Formulierung in diesem Kapitel klingt drastisch – aber leider kommen wir nicht um die Erkenntnis herum, dass der Zustand des Hauses auf diese Weise recht realistisch beschrieben ist – und zwar gerade in Bezug auf die Folgen der Art, wie die Menschheit ihre Agrarflächen nutzt, ihre Nahrung erzeugt und – das ist ja unmittelbar damit verknüpft – wie sie sich ernährt.
1. Die Vernichtung der Böden
Jedes Jahr verliert die Erde weitere 12 Millionen Hektar fruchtbarer Flächen – also so viel, wie die Bundesrepublik Deutschland an Ackerfläche aufweist. Das spielt sich nicht bei uns ab – hat aber durchaus mit uns zu tun. Zum Beispiel durch den Klimawandel, der solche Prozesse antreibt. Und noch direkter, wenn es sich um Flächen handelt, auf denen Rohstoffe für uns angebaut werden: Eiweißfuttermittel für unsere Futtertröge oder Öl und Ethanol für unseren Biosprit.
Franziskus betrachtet uns Menschen als Räuber an Gottes Eigentum, wenn wir uns am fruchtbaren Boden vergreifen und zitiert die brasilianischen Bischöfe: „Ich möchte daran erinnern, dass Gott uns so eng mit der Welt, die uns umgibt, verbunden hat, dass die Desertifikation des Bodens so etwas wie eine Krankheit für jeden Einzelnen ist und wir das Aussterben einer Art beklagen müssen, als wäre es eine Verstümmelung“ (Nr 89)
2. Biologische Vielfalt
Damit ist auch gleich das nächste Thema angesprochen, das Franziskus an mehreren Stellen aufgreift: der Verlust an Biologischer Vielfalt. Er sieht erst einmal den Eigenwert des Geschaffenen, wenn er beklagt: „Unseretwegen können bereits tausende von Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen“ (Nr.33). Aber sehr schnell kommt er dann auf die Folgen für die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen zu sprechen: „So sind zum Beispiel viele Vögel und Insekten, die aufgrund der … Agrargifte aussterben, für ebendiese Landwirtschaft nützlich und ihr Verschwinden muss durch ein weiteres technologisches Eingreifen ersetzt werden, das möglicherweise neue schädliche Auswirkungen hat“.
An der Universität Kiel hat man schon vor 60 Jahren damit begonnen, die Populationsentwicklung von Laufkäfern in Getreidebeständen zu untersuchen. Bereits die Ergebnisse des Jahres 1951 verglichen mit denen des Jahres 1981 sind erschreckend – die Individuenzahlen ebenso wie die der Arten sind bereits in diesem lang zurück liegenden Zeitraum auf ein Zehntel geschrumpft.
Käferpopulationen in Winterweizen bei Kiel (Heydemann & Meyer, Landespflege und Landwirtschaft 1983). Abgebildet sind typische Arten und Individuenzahlen einer Bodenfalle mit 4 Wochen Standzeit.
Auch bei den Fluginsekten ist der Populationszusammenbruch dramatisch, dafür gibt es immer mehr wissenschaftlich gut gesicherte Daten. Und der steht ja für nichts anderes, als für den Zusammenbruch ganzer Nahrungsketten.
Weil Vielfalt so wichtig ist, beispielsweise um sich verschärfende Schwankungen des Wetters oder die Folgen von Epidemien abzufedern, weil sie also die Voraussetzung für die Resilienz von Ökosystemen ist, ist es nicht verkehrt, die Biodiversität als das Immunsystem unserer Erde zu bezeichnen. Wie produktiv unser System der Nahrungserzeugung auch sein mag, wenn es zu einer so dramatischen Beeinträchtigung unserer Überlebensvoraussetzung beiträgt, ist es nicht effizient genug, um fortgesetzt zu werden.
3. Klimawandel
Ein ähnlich dramatisches Bild muss von den Folgen des Klimawandels gezeichnet werden, und auch hierauf weist uns der Papst eindringlich hin. Eine Kirche, die sich auf die Seite der Armen stellen will, kann zu dieser Bedrohung gerade der Armen nicht schweigen. Angesichts der Erfahrung, die wir gerade machen, was Menschen tun, die dort, wo sie leben, nicht mehr leben können, haben wir obendrein ein höchst egoistisches Motiv, die Migrationsursache „Klimawandel“ zu begrenzen.
Die Landwirtschaft ist nicht nur prominentestes Opfer, sondern auch Täter des Klimawandel-Geschehens. Sie ist Täter, weil Landwirtschaft und Ernährung − von der Umnutzung von Waldflächen für Landwirtschaft über die Ausgasungen von Stickoxiden aus Düngemitteln oder das Methan aus Wiederkäuermägen bis hin zu den Kühlketten des Handels − zwischen 20% und 30% der weltweiten Treibhausgasemission zu verantworten hat. Reduktion des zu hohen Einsatzes an Mineraldünger, Tierbeständen oder Energieaufwand, wie sie nahezu flächendeckend in unserer industriell organisierten Landwirtschaft vorliegen, ist deshalb unabdingbar.
Was aber eigentlich am Spannendsten ist: Die Landwirtschaft könnte auch ein wesentlicher Teil der Lösung sein. Das hängt damit zusammen, dass unsere Böden erhebliche Mengen an Kohlenstoff enthalten und auch weiter speichern können. Er ist Bestandteil der organischen Masse im Boden, des Humus. Diesen riesigen Kohlenstoffspeicher Boden kann man wieder auffüllen, indem man in landwirtschaftlichen Böden Humus aufbaut und damit Kohlenstoff aus der Atmosphäre entnimmt und festlegt.
Und das brauchen wir auch dringend. Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen: Wir kennen die Zusammensetzung der Atmosphäre für die letzten 800.000 Jahre aus den Luftbläschen, die in den Bohrkernen des 3000 m dicken arktischen Eisschildes zu finden sind. In diesen 800 Jahrtausenden hat der CO2 Gehalt stark geschwankt – und zwar in einem Korridor zwischen 160 und 300 ppm. Erstmals in diesem gewaltig langen Zeitraum hat er im Jahr 1920 die 300 ppm Marke nach oben durchbrochen. Und letztes Jahr die 400ppm! Das heißt leider: Selbst wenn es uns gelänge, die THG Emissionen sofort zu stoppen – und danach sieht’s grade nicht aus – würde das Anschwellen der Taifune in Südostasien und all die anderen Folgen der Globalen Erwärmung bestehen bleiben.
Wir haben in der Landwirtschaft eine Methode, die ist billig und sie ist Jahrtausende lang erprobt: Die Festlegung von Kohlenstoff durch Humusbildung.
Wir wissen aus einer schon seit Jahren durchgeführten Studie unter Führung der TU München, wieviel da möglich ist – unter der Voraussetzung, dass man bereit ist, über die üblichen Anbausysteme hinauszudenken. Die Spitzenreiter – allesamt Biobetriebe – binden Jahr für Jahr zusätzliche 1000 kg Kohlenstoff. Wir wären wahnsinnig, würden wir damit nicht beginnen, diese Methode breit zu nutzen. Denn die Humusbildung hat jede Menge positive Nebenwirkungen. Niederschlagswasser dringt leichter ein und wird besser festgehalten, Nährstoffe werden besser gespeichert, Schadstoffe besser gepuffert und sogar das Mikroklima positiv beeinflusst. Biobetriebe haben hierfür die besseren Voraussetzungen, weil sie vielfältigere Fruchtfolgen fahren, besser zu Humusbildung geeignete Düngeformen einsetzen und keine Pestizide verwenden, die das Bodenleben beeinträchtigen.
4. Die Ressourcenverschwendung
Ein letztes Beispiel dafür, weshalb unsere Nahrungserzeugung nicht im „business as usual“ fortgesetzt werden kann, wird ebenfalls durch den Papst angesprochen, wobei er keinesfalls nur auf die Landwirtschaft abhebt, wenn er schreibt: „Noch ist es nicht gelungen, ein auf Kreislauf ausgerichtetes Produktionsmodell anzunehmen“ (Nr 22). Gemeint ist damit der unverantwortliche Umgang unserer Generation mit den Ressourcen dieser Erde, die wir ausplündern, anstatt sie in Kreisläufen zu organisieren. Leider trifft das aber auch uneingeschränkt auf unsere Nahrungsmittelproduktion zu − obwohl die ja eigentlich in natürlichen, sich regenerieren Systemen stattfindet. Besonders problematisch ist das bei der Nutzung des wichtigsten Bausteins lebendiger Organismen, des Stickstoffes. Es ist das Zentralatom der Aminosäuren und damit wichtigster Baustein des Lebens. Wir düngen in Deutschland ca 160 kg dieses Nährstoffes je Hektar. Allerdings landet der überwiegende Teil davon, nämlich ca. 90 von 160 kg gar nicht in der Pflanze. Der Überschuss jedoch löst sich nicht einfach in Nichts auf. Er verschwindet entweder als Nitrat im Grundwasser- was die Ursache ist, weshalb beispielsweise in Niedersachsen 60 % aller Brunnen kein verwendbares Trinkwasser mehr liefern und weshalb gestern der Europäische Gerichtshof ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet hat. Oder er verflüchtigt sich als Stickoxid in die Atmosphäre, wo er als Klimagas wirkt – und zwar je kg 320mal stärker als CO2.
Oder er wird über die Oberflächenwässer bis in die Weltmeere gespült, wo er das tut, wofür er gedacht ist: er wirkt als Düngemittel und fördert Algenwachstum. Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen zählt 169 Todeszonen weltweit auf, in denen durch Überdüngung von küstennahen Regionen in den Weltmeeren ganze marine Ökosystem zum Umkippen gebracht wurden. Ein Viertel des Ostseebodens ist auf diese Weise biologisch tot und mit ihm eine ganze Nahrungskette bis hinauf zum Kabeljau.
Was der Papst von einem solchen Umgang mit den Ressourcen der Erde hält, macht er mehrfach deutlich. An einer Stelle zitiert er die Bischöfe von Neuseeland, die sich gefragt hätten, „was das Gebot „du sollst nicht töten“ bedeutet, wenn 20 % der Weltbevölkerung Ressourcen in solchem Maß verbrauchen, dass sie den armen Nationen und den kommenden Generationen das rauben, was sie zum Überleben brauchen.“ (Nr 95).
5. Die wahren Kosten
Was ich hier mitteile und was der Papst in seinem Lehrschreiben anspricht, ist nicht neu. Schon seit 50 Jahren wird darüber gesprochen, dass ein Wachstum, das auf Ressourcenverbrauch und der Beeinträchtigung von Ökosystemen beruht, Grenzen hat, die wir bereits überschritten haben. Warum also hat sich die Richtung immer noch nicht verändert?
Franziskus spricht auch das an: „die Umwelt ist eines jener Güter, die die Mechanismen des Marktes nicht in der angemessenen Form schützen oder fördern können.“ (Nr.190)Das heißt: wir alle wirtschaften in einem System, in dem derjenige die größten wirtschaftlichen Chancen hat, der den größten Teil seiner Produktionskosten auf der Umwelt, den sozial Schwachen und den Lebenschancen künftiger Generationen ablädt. Wenn wir „Schwester Erde“ und all unsere Mitmenschen, die zum Opfer ihrer Schädigung werden, zum Stöhnen bringen, dann sei das, so der Papst, die Folge der „inneren Logik dessen, der sagt: lassen wir die unsichtbare Hand des Marktes die Wirtschaft regulieren, da ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf die Natur ein unvermeidbarer Schaden sind“ (Nr 123).
Nicht wenige Studien haben die „Externalisierung“ von Kosten der landwirtschaftlichen Produktion zum Thema gemacht. Sie müssen viele ungewisse Annahmen treffen, entsprechend angreifbar sind die Zahlen. Es gibt aber eine Studie des französischen Landwirtschaftsministeriums aus 2011, die mit vollkommen reellen Zahlen arbeitet. Man wollte dort wissen, welche Aufwendungen französische Wasserwerke haben, um Nitrat und Pestizide so weit aus dem geförderten Trinkwasser heraus zu reinigen, dass die europäischen Grenzwerte eingehalten werden. Es geht also hier um Geld, das der französische Trinkwasserkunde schon heute bar bezahlen muss. Die Summe lautet: 1,5 Milliarden €. Jährlich! Es wird dann noch eine weitere, hypothetische, Berechnung angestellt: aus den flächendeckenden Messstellen wisse man, welche Mengen an Nitrat und Pestiziden insgesamt in den Grundwasserkörper Frankreichs eingetragen werden. Da man auch die Kosten für die Aufreinigung je Kilogramm kenne, könne man daraus errechnen, was es kosten würde, wollte man vollständig alles aus dem Grundwasser wieder entfernen, was aus der Landwirtschaft dorthin gelangt. Diese Zahl lautet: 50 Milliarden €. Zufällig entspricht das genau der Bruttowertschöpfung der gesamten französischen Landwirtschaft. Die Studie merkt an, dass viele weitere externe Kosten der − etwa für die Muschelindustrie oder den Fremdenverkehr – noch hinzugezählt werden müssten. Mit einem Wort: Würde man tatsächlich auch nur die Kosten der Nährstoffüberlastung in die Nahrungsmittelpreise einrechnen, würden sich nur noch sehr sehr reiche Menschen konventionelle Produkte leisten können….!
Die eine Folge dieses Marktversagens ist ein verschwenderischer Ressourceneinsatz. Die andere ein fehlgesteuerter Konsum. So essen wir zum Beispiel in rauen Mengen spottbilliges Fleisch, sogar bis zur Schädigung unsere Gesundheit, weil in seinem Preis die wahren Kosten seiner Entstehung nicht enthalten sind.
6. Die Konsequenzen
Aus all dem müssen wir Konsequenzen ziehen. Auch wenn der Papst es für naiv hält, zu glauben, dass „die jetzige Wirtschaft und Technologie alle Umweltprobleme lösen werden“ (Nr 109) so schreibt er auch: „Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen zurückzukehren. Es ist aber unerlässlich, einen kleineren Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele wieder zu gewinnen, die durch einen hemmungslosen Größenwahn vernichtet wurden. (Nr 114)“
Wenn ich es für unabdingbar halte, das Paradigma unserer Landnutzung zu wechseln und zu einer ökologischen Landwirtschaft überzugehen, dann spreche ich genau davon: nicht von einer Rückkehr in vorindustrielle Zeiten sondern vom Aufbruch in ein modernes, wissensbasiertes – allerdings das bäuerliche Erfahrungswissen ernst nehmendes – System von Landwirtschaft. Eines, das – wie der Papst es formuliert „die Fähigkeit der Regeneration jedes Ökosystems“ (Nr. 140) einbezieht. Eine Landwirtschaft, die einem Prinzip folgt, das er an einer anderen Stelle, wie ich finde, in berührender Schönheit mit folgenden Worten beschreibt: „es kam schon immer vor, dass der Mensch in die Natur eingegriffen hat. Aber für lange Zeit lag das Merkmal darin, zu begleiten, sich den von den Dingen selbst angebotenen Möglichkeiten zu fügen. Es ging darum, zu empfangen, was die Wirklichkeit der Natur von sich aus anbietet, gleichsam die Hand reichend.“ (Nr. 106)
Natürlich brauchen wir weiter Fortschritt in der Landwirtschaft. Und dafür brauchen wir Investitionen in Forschung und auch in Ausbildung. Und zwar dringend. Aber, es geht, um es mit den Worten des Papstes zu sagen: „schlichtweg darum, den Fortschritt neu zu definieren.“ (Nr. 194). Dafür braucht es politische Rahmensetzung – selbstverständlich und sie ist auch der entscheidende Faktor für eine nachhaltige Veränderung. Aber auch hier gilt, was die heilige Mutter Theresa einem Journalisten gesagt hat, der von ihr wissen wollte, was sich, ihrer Meinung nach, in der katholischen Kirche ändern sollte. Ihre kurze Antwort war, nach einer kleinen Pause: „Sie. Und ich!“
Papst Franziskus hat in seiner erfrischenden Art, die Dinge praktisch zu formulieren, folgenden Rat an diejenigen, deren „wirtschaftlichen Verhältnisse es erlauben, mehr zu verbrauchen und auszugeben“: sich gewohnheitsmäßig etwas wärmer“ anzuziehen, “anstatt die Heizung anzustellen…“ (Nr. 211). Die Forderung des Papstes an uns ist klar und ungeschminkt: Wir im reichen, industrialisierten Norden haben die größere Verantwortung. Nicht nur mit Überweisungsträger für Spenden in der Hand. Sondern mit unserem Handeln. Wie wir essen, was wir essen. Welchen Stellenwert wir unseren kostspieligen Freizeitbeschäftigungen in fernen Ländern und den PS unseres Autos beimessen. Ich bete selten das Vater Unser, ohne dass mir aufstößt, dass sich an die Brotbitte unmittelbar die Bitte um die Vergebung unserer Schuld anschließt. Ich hoffe darauf, dass der hl. Vater mit seiner Enzyklika erreicht, dass wir die Schuld erkennen, die aus unserem Gebrauch der Güter für das Brot unserer Mitmenschen erwächst. Und dass wir daraus die Energie zu einer wirksamen Veränderung schöpfen.
Abstract
In his encyclical “Laudato Si”, Pope Francis teaches about the natural basis of life and the intrinsic value of creation as well as of the way we use it for our needs. In this article it is shown that even though agriculture is producing our daily bread it does so more and more at the expense of the precondition of this production itself. According to the author, modern agriculture contributes both to climate change and decrease of biodiversity and puts itself in the paradoxical situation of not keeping in a circle the chain of nutrients a situation of which results a serious overloading of the ecosystems and the functional capability of the land dedicated to agricultural use. The author shows that wrong methods of agricultural management are self-destructive and seriously unjust. Thus the importance of heeding to Pope Francis’ teaching about the care of our “Common Home”, something that in the case of agriculture implies the need to resort to the practical experience of farmers around the world and to scientific creativity in order to shape and implement sustainable and ecologically viable production methods of our daily food.
Author
Felix Prinz zu Löwenstein ist Landwirt und Agrarwissenschaftler. Er vertritt als Vorsitzender des Dachverbandes „Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ die deutsche Biobranche. Seine praktische Erfahrung in Landwirtschaft und in der Entwicklungshilfe führten ihn zur Überzeugung: „Wir werden uns Ökologisch ernähren – oder gar nicht mehr“. Dies ist auch der Titel seines 2011 erschienenen Buches Food Crash.
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