Concilium

Concilium 2017-2. Reformation (1517-2017)

edited by: Marie-Theres Wacker, Felix Wilfred and Andres Torres de Queiruga


Full translations of this edition are available in the following languages:
English: Reformation
Español: La Reforma desde una perspectiva global
Deutsch: Reform aus globaler Perspektive
Italiano: La Riforma
Português: A Reforma


Editorial

Das Jahr 1517 markiert den Beginn der sogenannten Reformation: der deutsche Augustinermönch Martin Luther veröffentlichte 95 Thesen, mit denen er zur Disputation um den Ablass und das Bußsakrament aufrufen wollte.  Die Thesen zeigen, dass Luthers theologische Anliegen unmittelbar auch die kirchlichen Machtstrukturen betrafen. Denn, um nur beim Ablaßstreit zu bleiben: Wie konnte Gottes freie Gnade gegenüber menschlicher Sündenschuld verkündet werden, wenn Ablassbriefe käuflich zu erwerben waren, die kirchlichen Würdenträgern aus finanziellen Schulden heraushalfen? Aber auch etwa: wie konnte es um Gottes Wort bestellt sein in einer Kirche, in der das Volk Gottes von der Auslegung der Heiligen Schrift, des Zeugnisses von Gottes Wort, ausgeschlossen war und nicht einmal einen Zugang zur Bibel in der eigenen Muttersprache hatte? Dass die über solche Fragen angestoßenen Prozesse in ihren Wirkungen nichtinnerkirchlich beschränkt blieben, macht die Reformation zu einem Ereignis, das die Welt verändert hat, indem sie Anstöße gabfür die Herausbildung von Nationalstaaten, für unterschiedliche Konzepte der Trennung von Staat und Kirche, für religiöse Toleranz (wenn auch durch blutige Religionskriege hindurch), für die Anerkennung der Freiheit des Individuums. Gegenüber einer langen Tradition der katholischen Gegen-Profilierung und klarer Abgrenzungen gegenüber dem Protestantismus bedeutete das II. Vatikanische Konzil einen Wendepunkt, insofern nun ein ökumenischer Zugang in den Vordergrund trat und drängende theologische und praktische Fragen, die allen christlichen Denominationen gemeinsam sind, aufgegriffen wurden.Man kann geradezu den Eindruck gewinnen, als seien zentrale Anliegen Luthers – der Primat des Wortes Gottes, die Zugänglichkeit der Hl. Schrift in den vielen Sprachen der Welt, das Priestertum aller Gläubigen, das Verständnis des Amtes als Dienst in der Kirche, um nur einige zu nennen – nun endlich in der katholischen Kirchen angekommen!

Das vorliegende Heft von Concilium schreibt sich in diese ökumenische Linie ein und sucht sie in einer weltumspannenden und inklusiven Perspektive fortzusetzen. Die drei ersten Beiträge befassen sich mit der Reformation als historischem Ereignis und ihren Folgen. Heinz Schilling (Berlin) stellt den Wittenberger Reformatorin den historischen Kontext seines Auftretens zurück, einer Zeit, deren Fremdheit gegenüber heutigem spätmodern-okzidentalem Weltempfinden er kräftig herausstreicht. Als Folgen der Reformation beschreibt er eine konfessionelle Antagonisierung, aber zugleich damit die Entwicklung religiöser und kultureller Differenzierung. Erik Borgmann (Tilburg) sichtet historische Rekonstruktionen der Reformation und ihrer Folgen aus dem angelsächsischen Raum. Er nutzt diesen Durchgang, um fundamentaltheologische Fragen herauszupräparieren, die gegenwärtig weiter zu bearbeiten wären. Ein besonderes Anliegen ist es ihm an die radikalen Revolutionäre zu erinnern, die massiv auf das Problem einer gewaltvollen und darin unerlösten Welt aufmerksam gemacht haben. Daniel  Jeyaraj (Liverpool) skizziert die Geschichte der christlich-protestantischen Mission in Indien und illustriert damit gleichsam an einem Fallbeispiel die Folgen der Reformation weit über Europa hinaus. Einen besonderen Akzent legt Jeyaraj auf die Geschichte eines respektvollen Umgangs europäischer Missionare mit indischen Traditionen und die vielfältigen Formen der Inkulturation des Christentums auf dem indischen Subkontinent.

Drei weitere Beiträge setzen bei der Theologie Martin Luthers an. Manuel Santos Noya (Tübingen) widmet sich einigen Versen aus den Paulusbriefen, in denen Luthers deutsche Übersetzung markant von der griechischen bzw. lateinischen Vorlage abweicht, und stellt den neuen Wortlaut in den Zusammenhang von Luthers neuer Gewissheit über den tieferen Sinn der Schrift, weist aber auch auf mögliche Probleme der Textüberlieferung hin.

Lidija Matošević (Zagreb) greift in systematisch-theologischem Interesse das Thema Ablass auf. Sie zeigt, dass man über Luthers Kritik am Ablasswesen seiner Zeit zwei unaufgebbare Einsichten der mittelalterlichen Theologie neu entdecken kann, die Vorstellung der Kirche als einer Gemeinschaft von Heiligen und damit verbunden die Solidarität mit den Menschen, die ganz real im Elend leben. Ulrich Duchrow (Heidelberg) setzt sich emphatisch dafür ein, die Reformation zu radikalisieren. Trägt man die radikale Kritik Luthers am Frühkapitalismus aus seinen verschiedenen Schriften zusammen und verbindet sie mit der Sozialkritik der Bibel, kann eine Grundlage für eine radikale Ökonomiekritik aus protestantischer Perspektive gewonnen werden, die zudem interreligiös anschlussfähig ist. Im Blick auf Luthersvernichtende Urteile über Juden und Muslime dagegen ist eine radikale Kritik des Reformators selbst erforderlich.

Die lutherischen Kirchen weltweit sind im Lutherischen Weltbund zusammengeschlossen. Der derzeitige Präsident des LBW, Bischof Munib Younan (Jerusalem), beschreibt diese Kirchengemeinschaft in ihren Grundstrukturen, weist auf aktuelle Herausforderungen hin und nimmt insbesondere Stellung zu der Frage, welche Bedeutung der Differenzierung des Christentums in seine verschiedenen Denominationen auch für die Zukunft zukommen kann. Als einen zentralen Aspekt der Verwirklichung von Gerechtigkeit, die aus der Rechtfertigung aus Glauben folgt, nennt er die Gendergerechtigkeit und das 2015 dazu veröffentlichte Grundsatzpapier des LWB.  Hier knüpft der Beitrag von Elaine Neuenfeldt (Genf) an. Sie stellt erste Ergebnisse einer Untersuchung vor, die der LWB 2015/16 unter seinen Mitgliedskirchen durchgeführt hat und in der es um die Einbeziehung von Frauen ins ordinationsgebundene Amt (ordained ministry) sowie in Entscheidungspositionen in der jeweiligen Kirche ging. Hoffnungsvolle Entwicklungen in vielen Kirchen weltweit werden ebenso deutlich wie nach wie vor bestehende strukturelle Hemmnisse und sogar Rückschritte in der Bereitschaft, Frauen die volle Teilhabe am ordinationsgebundenen Amt zu ermöglichen.

Die Beiträge von Dorothea Sattler (Münster) und Jürgen Moltmann (Tübingen) können als ein ökumenisches Gespräch gelesen werden: Dorothea Sattler skizziert die Entwicklungen im lutherisch – römisch-katholischen Dialog seit dem II. Vatikanischen Konzil als katholische Vertreterin einer ökumenischen Theologie, stellt die zentralen Ergebnisse im Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und dem Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen zusammen und wirbt für die Fortsetzung der Dialoge auf den unterschiedlichen Ebenen. Jürgen Moltmann erinnert daran, dass Luther nicht zum Dialog eingeladen, sondern zur Disputation herausgefordert hat, und plädiert aus protestantischer Perspektive dafür, die großen offenen Fragen, die sich im Gegenüber zur römisch-katholischen Kirche, aber auch unter den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen selbst stellen, mit Mut zur Kontroverse weiterzuverfolgen.

Das Forum des Heftes enthält zwei Beiträge, die sich mit dem in der römisch-katholischen Kirche derzeit aktuellen Thema des weiblichen Diakonats auseinandersetzen und dadurch auf ihre Weise zeigen, dass das Thema der Gendergerechtigkeit ökumenische Dimensionen hat. Die historisch angelegte Studie von Sara Röttger erinnert an Frauen mit bischöflichen Vollmachten; der praktisch-theologisch ansetzende Beitrag von Phyllis Zagano sieht sakramental ordinierte weibliche Diakone als unumgehbare pastorale Notwendigkeit an. Den Abschluss bildet ein Nachruf auf den Erzbischof von Sao Paolo und weltweit bekannten Befreiungstheologen Paolo Evaristo Arns, der im Dezember 2016 verstorben ist.

Ein Dank für diverse Ratschläge geht an Luiz Carlos Susin, Hubert Wolf, Zoran Grozdanov, Sabine Sinnund  Susan Ross.


Table of contents

Editorial

Part 1: The Reformation and its consequences

Heinz Schilling : « Reformation, konfessionelle Antagonisierung, religiöse und kulturelle Differenzierung. Überlegungen eines Historikers zur Bedeutung der frühneuzeitlichen Kirchengeschichte für Gegenwart und Zukunft »

Erik Borgman : « Constellations of the Reformation. Contemporary Religious Culture in the Mirror of Reformation History »

Daniel Jeyaraj : « Impact of Reformation on India through missions. An Assessment »

Part 2: Impulses from Luther’s theology

Manuel Santos Noya : « Significado teológico de la modificaciones de Lutero del texto griego y latino en las Cartas Paulinas »

Lidija Matošević : « „Die ganze Kirche ist voller Vergebung der Suende“. Die reformatorische Rede vom Ablass und vom Gnadenschatz der Kirche, aus dem an die Bedürftigen und Überschuldeten verteilt wird »

Ulrich Duchrow : « „Die Reformation radikalisieren“ »

Part 3: Perspectives from the Lutheran World Federation

Munib A. Younan : « Reflections on “Reformation” Today »

Elaine Neuenfeldt : « Die Beteiligung von Frauen am ordinationsgebundenen Amt und an Leitungsaufgaben im Lutherischen Weltbund – Frauen in Bewegung in einer Reformation, die weitergeht »

Part 4: Between dialogue and disputation

Dorothea Sattler : « Begegnungen unter Gleichen. Die lutherisch – römisch-katholischen Dialoge nach dem II. Vatikanischen Konzil »

Jürgen Moltmann : « Die unvollendete Reformation »

Forum: Zur Diskussion um den sakramentalen Diakonat für Frauen in der römisch-katholischen Kirche

Sarah Röttger : « Äbtissinnen als Modell für den weiblichen Diakonat? Historische Vergewisserungen »

Phyllis Zagano : « Justice for the Life of the Parish – Restoring Women to the Ordained Diaconate »

Fernando Altemeyer : « Filho do Concílio Vaticano II: Frei Paulo Evaristo cardeal Arns »


Abstracts

Heinz Schilling : « Reformation, konfessionelle Antagonisierung, religiöse und kulturelle Differenzierung. Überlegungen eines Historikers zur Bedeutung der frühneuzeitlichen Kirchengeschichte für Gegenwart und Zukunft » : Die offene memorialpolitische Situation des 500. Reformationsgedächtnisses gibt die Möglichkeit zu einer historisch sachgerechten Bestimmung von Leben und Werk des Wittenberger Reformators. Dazu ist es nötig, Luther, sein theologisches Denken und seine reformatorischen Ziele in den uns heute fremden Zeit- und Denkhorizont einzuordnen und sie in Beziehung zu setzen zu seinen Mit- wie Gegenspielern. So treten die Folgen der Reformation nicht, wie üblich, als triumphale Erneuerung oder häretischer Bruch hervor, sondern als Auseinandertreten eines in der lateinischen Christenheit tief verwurzelten Reformverlangens in zwei gleichwertige Zweige neuzeitlicher Kirchenreformen, die sich über Geneartionen hin antagonistisch formierten und eine tiefe Feindschaft entwickelten. Ursache war der absolute, im frühen 17. Jahrhundert nicht selten fundamentalistische Wahrheitsanspruch beider Zweige. Indem dieser sich mit den kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert Zug um Zug lockerte, treten – so das für Gegenwart und Zukunft relevante Ergebnis der historischen Analyse – die einer spezifischen geschichtlichen Situation geschuldeten konfessionellen Antagonismen in den Hintergrund. 

Erik Borgman – « Constellations of the Reformation. Contemporary Religious Culture in the Mirror of Reformation » : This article reads recent historical accounts of the reformation as indications of how the contemporary religious situation is regarded. It shows how the Reformation indicates a plurality of events that lead to a profound multiplication of contexts and worldviews we will have to deal with. The paradox is presented of the Reformers striving a return to true Christianity ultimately leading to social and cultural secularization we have both to accept and break away from. And the lack of attention for the Radical Reformation is deplored, who so creatively tried to understand the newness of contemporary events in the light of Biblical narrativity.

Daniel Jeyaraj – « Impact of Reformation on India through missions: An Assessment » : This essay explores how Reformation Christianities, introduced to Indians by West European and North American missionaries, impacted Indians in general and Indian Christians in particular. Indian Christians received the four interconnected Reformation ideals of Christ only, Scripture only, Grace only, and Faith only, interpreted them through their own ancestral spiritualties and customs, and sought to express them not so much in their church architecture, liturgy and music, but in their indigenous songs, stories, proverbs and life choices. This process of articulation remains partial, but progresses continuously. 

Manuel Santos Noya : « Significado teológico de la modificaciones de Lutero del texto griego y latino en las Cartas Paulinas » : En su Sendbrief vom Dolmetschen formula Lutero dos importantes principios de su modo de proceder como traductor. Primero, su biblia ha de hablar alemán en vez de griego o latín. No debe, pues, atenerse servilmente a la letra del texto. Segundo, su traducción ha de hacer aflorar el profundo sentido teológico implícito en el texto; o sea, el significado teológico es más importante que el sentido literal. De ahí que su NT, sobre todo en las primeras ediciones, difiera no pocas veces del texto griego y de la Vulgata. La mayoría de estas divergencias son de carácter estilístico y absolutamente irrelevantes. En cambio, unas pocas  (p. e. en 1 Cor 7,8 y Gal 5,5-6) son verdaderas modificaciones del texto paulino. De estas trata especialmente este artículo.

Lidija Matošević : « „Die ganze Kirche ist voller Vergebung der Suende“. Die reformatorische Rede vom Ablass und vom Gnadenschatz der Kirche, aus dem an die Bedürftigen und Überschuldeten verteilt wird » : Der Beitrag skizziert zunächst die zur Zeit der Reformation gängige kirchliche Ablasslehre in ihrer Verbindung mit dem Bußsakrament und konfrontiert sie mit der Kritik, die Luther daran übte, sowie seiner theologischen Antwort, der Rechtfertigung allein durch den Glauben. Hinter der kirchlichen Ablasslehre werden sodann zwei miteinander zusammenhängende theologisch-praktische Themen ausgemacht, von denen her sich auch ökumenische Impulse entwickeln lassen. Das eine ist das Thema der Kirche als Gemeinschaft der Heiligen, zu der die Verstorbenen, aber eben auch die hier und jetzt auf dem Weg befindlichen Glaubenden gehören, auch wenn sie sich immer wieder in Sünde verstricken. Das andere Thema ist das des konkreten Leids und Elends von Menschen, dem in der Solidarität der Gemeinschaft von Heiligen mit aktivem „Güterausgleich“ begegnet werden soll.

Ulrich Duchrow : « „Die Reformation radikalisieren“ » : Eine internationale Forschungsgruppe hat unter dem Motto „Die Reformation radikalisieren…“ unter Rückgriff auf die Bibel (auch die Achsenzeit-Religionen) und angesichts der heutigen Krise die Ambivalenz Luthers herausgearbeitet. Seine biblisch begründete Kritik am Frühkapitalismus als Pseudoreligion und Raubsystem kann heute direkt aufgegriffen werden. Seine gewalttätigen Pamphlete gegen Juden und Muslime sind ein Rückfall ins konstantinische Christentum und haben verheerende historische Wirkungen bis hin zu Hitler ausgeübt. Da heute in allen Religionen befreiungstheologische Aufbrüche stattfinden und auch die offizielle weltweite Ökumene die imperiale kapitalistische Zivilisation verwirft, ist ein interreligiöses Bündnis für eine Kultur des Lebens Gebot der Stunde.

Munib A. Younan : « Reflections on “Reformation” Today » : The contribution shows the presence of Lutheran Churches around the World, their shift to the South and the self-understanding of the Lutheran World Federation as a communion of Churches, respecting differences and committed to justice, especially gender justice. As two great challenges issues around family and marriage on the one hand, climate change on the other hand are mentioned. Three ways in which Luther remains relevant to the churches across the Lutheran communion are highlighted. Denominational differences among Christians are seen as enriching and meaningful, and at the same time Churches have to be open for oecumenical and interfaith dimensions including diakonia and martyria in different forms.

Elaine Neuenfeldt : « Die Beteiligung von Frauen am ordinationsgebundenen Amt und an Leitungsaufgaben im Lutherischen Weltbund – Frauen in Bewegung in einer Reformation, die weitergeht » : This article is an analysis based on a recent assessment in the Lutheran World Federation (LWF) on the participation of women in the ordained ministry and leadership in the 145 LWF Member churches around the world. In 2013, the LWF adopted a gender justice policy. Ordination of women and promoting women in leadership is one very important step and an open space where changes are possible. The article provides statistical information and theological reflection.

Dorothea Sattler : « Begegnungen unter Gleichen. Die lutherisch – römisch-katholischen Dialoge nach dem II. Vatikanischen Konzil » : Der Beitrag bietet eine Zusammenfassung der lutherisch – römisch-katholischen Dialoge nach dem 2. Vatikanischen Konzil. Die Regeln für ökumenische Dialoge werden im Sinne dieses Konzils erinnert. Die Geschichte der lutherisch –  römisch-katholischen Dialoge wird dargestellt. Zentrale Inhalte (Rechtfertigungslehre, Verständnis der Sakramente, Theologie der Eucharistie, Ämterlehren, Schrift und Tradition) kommen zur Sprache. Im Jahr 2017 gilt es, sich der erreichten Annäherungen zu erinnern und Ausblick zu halten auf neue Wege der Ökumene. Am Ende des Beitrags wird daher die Frage aufgenommen, welche Bedeutung theologische Dialoge in der ökumenischen Situation heute noch haben können. Ein Votum für die Fortsetzung der Dialoge erfolgt. Neue Herausforderungen insbesondere im Bereich der theologischen Ethik sind dabei im weltweiten Kontext zu berücksichtigen.

Jürgen Moltmann : « Die unvollendete Reformation »: Nach eröffnenden Überlegungenzur verschwundenen Streitkultur der Reformationszeit und zur modernen Dialogkultur geht es um vier Themenbereiche, in denen auch heute Disputationsbedarf besteht. Unter dem Begriff der „Einheit“ ist nicht nur das Verhältnis der christlichen Kirchen untereinander zu bedenken, sondern auch der besondere Status des Judentums. Die Verurteilung der radikalpazifistischen „Schwärmer“ zur Zeit der Reformation muss heute bis in die Revision der ConfessioAugustana hinein korrigiert werden. Die Rechtfertigungslehre ist sehr einseitig an den Tätern des Bösen orientiert und braucht die Erweiterung um den Blick auf das Elend der Opfer. Die Beschränkungen der Reformation auf Europa und auf den binnenchristlichen Raum, vor allem aber das Fehlen einer „Mission der Hoffnung“, sind kritisch aufzubrechen.

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